Die Weste war im Rokoko unverzichtbarer Teil des Anzugs. Im frühen Rokoko war die Weste meist farblich auf den Gehrock abgestimmt. Es war aber durchaus üblich, die die Vorderseite der Weste aus einem teuren Stoff zu arbeiten, den Rücken aus einfachem Leinen. Auf meiner Pinterest-Seite gibt es diverse erhaltene Stücke zur Inspiration.
Die Weste ist zeitlich etwa zwischen 1730 und 1750 anzusiedeln mit einer langen Front bis zur Mitte der Oberschenkel und deutlich kürzerem Rücken. Sie wird zugeknöpft getragen. Im Rücken wurde üblicherweise eine Schnürung eingefügt, so dass die Weste auf ein paar Kilo mehr oder weniger angepasst werden konnte. Alternativ gab es auch Varianten mit Bändern. Da der Herr von Welt in Gesellschaft den Gehrock nicht abgelegt hat, war ein weniger schicker Rücken bei der Weste auch kein Problem.
Westen im frühen Rokoko hatten in der Regel auch keinen Kragen.
Die Weste passt von Zeit und Stil auch sehr gut für einen Piraten.
Stoffe
Für die Weste wurden in der Regel die gleichen Stoffe verwendet wie für Gehrock und Hose. Erhaltene Westen gibt es in Wolle, Seide und Seidensamt, wobei dies natürlich die Kleidung der Oberschicht ist. Als Futter und für den Rücken wurde meistens Leinen verwendet, manchmal auch Seide.
- Baumwolle (100%): Dies ist die pflegeleichte Variante und eignet sich am besten für LARP oder Cosplay-Kostüme. Oder wenn du die Weste als leichte Bekleidung im Sommer nutzen willst. Baumwolle gibt es in vielen Farben.
- Kleidertaft (100% Polyester): Es gibt tollen Poly-Taft, der von einem Seidentaft kaum zu unterscheiden ist. Diesen nutze ich nach Möglichkeit. Dafür ist die Farbwahl ziemlich eingeschränkt. Kleidertaft ist ein eher dicker Taft und hat absolut keine Ähnlichkeit mit dem dünnen Futtertaft. Die lilane Weste auf den Bildern ist aus Kleidertaft.
- Leinen (100%): Leinen ist ebenfalls eine gute Wahl für LARP oder Cosplay. Es sieht rustikaler aus als Baumwolle und trägt sich gerade im Sommer sehr angenehm. Leinen wird mit den Jahren auch eher schöner.
Es gibt einen erhaltenen Gehrock aus Leinen im Museum Ludwigsburg, der vermutlich eher von jemand nicht so betuchten getragen wurde. Für einfache Bürger dürfte Leinen also ok gewesen sein. - Wolle, leicht (100%): mit Wolle ist hier gewebte Wolle mit glatter Oberfläche gemeint, keine rauhe Walkwolle. Wollstoffe sind die richtige Wahl für fast jede historische Darstellung abgesehen von höfischer Kleidung. Eine Weste aus Wolle hält sehr lange und trägt sich auch im Sommer noch angenehm. Vor allem mit einem Futter aus Leinen.
- Tuchloden (100% Wolle): Tuchloden ist eine gewebte und gewalkte Wolle mit relativ glatter Oberfläche. Er ist sehr wetterfest und hält ewig. Tuchloden ist die richtige Wahl für Uniformen.
- Baumwollsamt (100% Baumwolle): Im Rokoko wäre Samt am ehesten aus Seide gewesen, der heutige Baumwollsamt kommt der Optik aber näher als unser heutiger Seidensamt. Für historische Veranstaltungen würde ich den Stoff nicht nutzen, als Hingucker z.B. für eine Hochzeit ist aber aber perfekt. Gerade wenn eher der Stoff denn die Verzierungen wirken sollen.
- Dupionseide (100% Seide): Dupionseide hat kleine Verdickungen, die ihr ein ganz spezielles Aussehen geben. Dupionseide ist heute die beliebteste Seide und es gibt sie auch in sehr vielen Farben. Für eine historische Darstellung ist sie aber nicht geeignet.
- Seidentaft (100% Seide): Seidentaft ist die richtige Wahl für einen herrschaftlichen Anzug bei historischer Darstellung. Oder wenn du einfach einen grandiosen Auftritt willst.
Am besten nimmst du einfarbige Stoffe oder gestreifte. Es gibt zwar auch erhaltene Westen mit einem Webmuster, diese Muster bekommt man heute aber kaum noch.
Grundsätzlich haben die Westen einen Rücken aus Leinen. Bitte sprich mich an, wenn du stattdessen einen Rücken aus deinem gewählten Hauptstoff willst.
- Futtertaft (100% Polyester): ist die günstigste Lösung. Die Weste sieht von innen gut aus und lässt sich auch leicht anziehen. Historisch ist es natürlich nicht. Da Futtertaft sehr dünn ist, hält er auch nicht ewig.
- Satin (100% Polyester): Satin ist die etwas haltbarere Alternative zu Futtertaft. Satin gibt es in vielen Farben. Wenn du also eine Weste mit einem tollen Überraschungseffekt beim Innenfutter willst, ist Satin eine sehr gute Wahl.
- Leinen (100%): Leinen ist die historische Wahl für Innenfutter. Und es ist auch die beste Wahl, da es langlebig ist, klimatisiert und der Weste auch einfach mehr Festigkeit gibt.
- Ponge bzw. Habotai-Seide (100% Seide): ein leichter Seidenstoff, der sich wunderbar als Futter eignet. Ponge-Seide gibt es auch in vielen tollen Farben und sie fühlt sich einfach grandios an. Seidenfutter ist definitiv die Luxus-Variante.
Verzierungen
Du kannst für deine Weste verschiedene Arten von Verzierung wählen. Entweder eine eher schmale Borte am Saum. Oder wir stellen aus Applikationen ein opulentes Muster zusammen. Oder ich besticke den Stoff (Maschinenstickerei, sonst dauert das wirklich sehr lange). Historisch hat man übrigens auch gerne einmal mit Applikationen gearbeitet statt direkt auf den Stoff zu sticken.
Bei Applikationen und Stickerei ist der angegebene Preis eher ein Durchschnittswert. Wenn du eine der beiden Varianten willst, schreib mir bitte mit deiner Vorstellung und ich mache dir ein genaues Angebot.
In der Regel waren Weste und Gehrock aufeinander abgestimmt.
Verarbeitung
Du bekommst eine Weste, die nach historisch orientierten Schnitten gearbeitet ist. Es handelt sich nicht um eine 1:1 Reproduktion einer bestimmten Weste. Die Verarbeitung entspricht der für Alltags-Kleidungsstücke. Sie ist also darauf ausgelegt, dass du wirklich lange Freude an diesem Kleidungsstück hast. Es ist kein reines Karnevalskostüm. Es gibt sichtbare Maschinennähte und auch die Knopflöcher sind mit der Nähmaschine gearbeitet. Wenn du ein Kleidungsstück für historische Veranstaltungen möchtest, sprich mich bitte gezielt für ein Angebot an.
Natürlich ist die Weste komplett gefüttert, damit sie auch wirklich ordentlich sitzt. Und auch von innen gut aussieht.
Maßanfertigung
Deine Weste wird für dich auf deine Maße gefertigt. Dazu findest hier in den Links eine Maßtabelle. Den Link bekommst du auch mit der Bestätigungsmail.
Am besten lässt du die Maße von einer zweiten Person nehmen. Bitte sei sorgfältig und wenn etwas unklar ist, frag lieber nach. Ich kann leider keine Reklamationen aufgrund falsch angegebener Maße akzeptieren.
Anfertigung aus deinem Stoff
Du kannst gerne die Stoffe auch selbst besorgen oder mir Stoffe zur Verfügung stellen. Schreib mich einfach für ein Angebot an. Da die Preise hier stark vom Stoff abhängen und was ich eventuell noch besorgen muss, kann ich dir leider keine konkrete Summe hier auf der Seite nennen.
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